Weit und breit Fröhlichkeit – es ist wieder Federweißer-Zeit

Federweißer und Zwiebelkuchen

Federweißer und Zwiebelkuchen (Foto: Hardo Müller/cc)

Wenn sich der September seinem Ende neigt und der goldene Oktober ins Land zieht, so ist das für viele Weinkenner und Weinliebhaber die schönste Zeit des Jahres. Die Weinlese beginnt und damit ist der Startschuss für die jährliche Saison des Federweißen gefallen.

Mit der Herstellung einer der größten Mengen in Deutschland kann sich die Pfalz brüsten. Überwiegend wird er aus weißen Trauben hergestellt, wobei er allerdings – zwischenzeitlich aus der Dornfelder-Rebe produziert – auch in rot immer mehr auf dem Vormarsch ist. Dieser prickelnde, herbstliche Genuss ist leider nur von kurzer Dauer. Gerade einmal bis Ende Oktober ist dieses spritzige Getränk, welches je nach Region auch Sauser, Rauscher oder Bitzler genannt wird, erhältlich. In Österreich ist er gar unter dem vielsagenden Namen Sturm bekannt.

Vom Most zum Wein

Diese sprudelnde Erfrischung ist die genussvolle Vorstufe des Weins. Dabei handelt es sich um den ersten, frischen, unvergorenen Wein, der jedoch weder Traubensaft noch Wein ist. Zur Herstellung werden die geernteten Weintrauben zu Most verarbeitet, der mit Hefe angereichert wird. Diese bewirkt die charakteristische trübe Färbung. Durch den nun einsetzenden Gärprozess des Traubenmostes entwickelt sich Kohlensäure und die Flüssigkeit im Glas bietet einen herrlich perlenden Anblick. Klitzekleine weiße Hefe-Schwebstoffe scheinen wie zierliche Federchen zu tanzen, was übrigens phantasievoll den Namen dieses speziellen Getränks erklärt. Schnell entsteht ein prickelndes, fruchtiges, leicht alkoholhaltiges Traubensafterzeugnis.Geschmacklich gerade richtig ist er, wenn das Verhältnis der Fruchtsäure, der Süße und des Alkoholgehaltes perfekt aufeinander abgestimmt sind. Je weiter die Gärung voranschreitet, desto mehr geht von der anfänglichen üppigen Süße verloren und es entsteht eine herbe Geschmacksrichtung. Mit dem Gärungsprozess verändert sich auch der Alkoholgehalt. Die Kohlensäure nimmt ab und der Alkoholgehalt zu, bis er schließlich ein Alkoholvolumen von 11 % erreicht hat. Was bedeutet, dass es nun kein Federweißer mehr ist, sondern junger Wein.

Wichtiges zum Transport, zur Aufbewahrung und zur Haltbarkeit

Erhältlich ist die Köstlichkeit im Weinfachhandel und in gut sortierten Supermärkten. Beim Transport ist absolute Vorsicht geboten. Es ist darauf zu achten, dass die Flasche aufrecht und sicher steht, denn sie ist lediglich mit einer luftdurchlässigen Kunststoffkapsel abgedeckt und nicht fest verschlossen. Das muss so sein, damit die durch die voranschreitende Gärung entstehende Kohlensäure stets entweichen kann. Im anderen Fall würde die Flasche zerbersten.
Lange lagerungsfähig ist der beliebte Tropfen leider nicht, sodass er in einigen Tagen getrunken werden sollte. Die Haltbarkeit beschränkt sich gerade einmal auf etwa 10 Tage. Auch hier sind wichtige Dinge zu beachten. Der Alkoholgehalt beträgt zur Zeit des Einkaufs etwa 4 bis 5 %. Nach dem Kauf sollte er sogleich probiert werden. Hat er bereits die individuelle Geschmacksrichtung erreicht, muss er kalt gestellt werden. Die Kälte verlangsamt den Gärungsprozess und der Genuss bleibt länger erhalten. Überwiegt noch zuviel Süße, empfiehlt es sich, ihn erst einmal bei Zimmertemperatur aufzubewahren. Der Zucker wird durch die Wärme in Kohlensäure und Alkohol gespalten. Nach einigen Stunden sollte wieder probiert werden. Sobald die Geschmacksnerven die optimale Spritzigkeit signalisieren, gehört die Flasche in den Kühlschrank.

Federweißer trifft Zwiebelkuchen

Liebhaber des spritzigen Tropfens nutzen den Monat Oktober ausgiebig, um dieses süffige Getränk während der kurzen Saison am liebsten in fröhlicher Runde mit Freunden zu genießen. Köstlich dazu schmeckt ein traditioneller, herzhafter Zwiebelkuchen. Federweißer und Zwiebelkuchen harmonisieren perfekt miteinander. Der goldene Oktober ist zudem hervorragend für gesellige Gemeinschaftsfahrten in die obligatorischen Weinanbaugebiete prädestiniert. Viele Weingüter bieten den ersten Rebensaft des Jahres direkt auf ihren Höfen und auf Weinfesten an, selbstverständlich mit weiteren passenden, leckeren Gerichten wie Flammkuchen, Gemüsekuchen oder Jausen.
Im Übrigen eignet er sich auch vorzüglich zum Kochen, wie beispielsweise zur Zubereitung von Desserts, zum Verfeinern von Soßen und er verleiht Hauptgerichten das gewisse Etwas. Auch der gesundheitliche Aspekt darf nicht außer acht gelassen werden, denn der hohe Gehalt von Vitamin B1 und B2 sowie Milchsäurebakterien wirken sich positiv auf die Verdauung aus und sind blutreinigend.

Die Zeit für Federweißer kommt wieder

Ist der Oktober vorüber, ist auch die berauschende Zeit der Köstlichkeit vorbei. Aber gerade diese kurze Saison macht ihn so einzigartig und begehrlich. Ist der letzte Tropfen des Jahres genossen, setzt ganz bestimmt schon wieder die betörende Vorfreude auf den ersten Tropfen des kommenden Jahres ein, wenn es wieder heißt: Weit und breit Fröhlichkeit – es wieder Federweißer-Zeit.
In diesem Sinne – zum Wohl!
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